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Ungräser erkennen und bekämpfen

Poa annua im Rasen

Nicht nur Unkräuter verschlechtern die Optik und Beschaffenheit einer Rasenfläche, sondern auch diverse Rasenarten können den Rasen negativ beeinträchtigen, umgangssprachlich "Ungräser" genannt. Die wohl bekanntesten Vertreter dieser Gattung, die das Leben von denen erschwert, die mit der Pflege einer Rasenfläche beauftragt wurden, oder sich eben jener mit Begeisterung hingeben, sind die Poa annua, Poa trivialis, Quecke und die mittlerweile aufgrund des Klimawandels verstärkt auftretend, die Hirse.

Abgesehen von einem unschönen Erscheinungsbild, verschlechtern gerade Poa annua und Poa trivialis auf Sportrasenfunktionsflächen, wie Fußballfeldern und Golfanlagen, die Stabilität und Scherfestigkeit, was die Bespielbarkeit dieser Rasenflächen stark mindern kann. Wie auch Unkräuter sind Ungräser bezüglich Standort und Nährstoffe relativ anspruchslose Pflanzen, deren Erfolg sich in der Natur dadurch auszeichnet, dass sie sehr schnell wachsen und offene Bereiche am Boden rasch für sich gewinnen können.

Eines vorweg: Da es sich bei den Ungräsern - wie es der Name schon sagt - um Gräser handelt, können diese mit einem selektiven Rasen-Herbizid nicht, beziehungsweise nicht ausreichend bekämpft werden. Es bleibt meist nur die mechanische Bekämpfung, oder die Anwendung eines Total-Herbizids (z.B. Glyphosat) als Mittel zur Verdrängung dieser Pflanzen.


Poa annua erkennen

Illustration Poa annua

Die wohl bekannteste Vertreterin aller Ungräser ist die Poa annua - das einjährige Rispengras. Dieses sehr häufig auftretende Rasengras lässt sich aufgrund ihrer sehr hellgrünen Farbe recht schnell inmitten anderer Gräser identifizieren und ist wahrscheinlich das am weitesten verbreitete und häufigste Süßgras überhaupt.

Eigenschaften der Poa annua

Die Poa annua gehört zur Familie der Rispengräser. Die krautige Pflanze bildet kleine Horste, kann in der freien Natur eine Höhe von bis zu 30cm erreichen, treibt aber nur ein kurzes Wurzelwerk aus, was die Scherfestigkeit des Bodens gerade im Sportbereich negativ beeinflusst. Auffällig und schnell erkennbar ist die hellgrüne bis mittelgrüne Blattfärbung. Die Poa annua ist sehr konkurrenzfähig und verdrängt anspruchsvollere Gräser recht schnell, sollten diese nicht entsprechend gepflegt werden.

Wie der Name vermuten lässt, gehört die Poa annua zu den einjährigen Pflanzen, was bedeutet, dass diese nicht "winterfest" sind und die kalte Jahreszeit meist als Samen im Boden überdauern. Auch wenn sich die Rispe zum Ende des Jahres aus dem sichtbaren Bereich zurückzieht, kann sie im Folgejahr wieder auftreten, wenn genügend Platz vorhanden ist. Deswegen sollten im Frühjahr Kahl- und Fehlstellen umgehend geschlossen werden um genau dies zu verhindern. Denn der Erfolg dieser Pflanzen besteht in ihrer gegenüber anderen Rasenarten kurzen Keimdauer und raschem Aufwuchs.

Verbreitung der Poa annua

Die Samen der Poa annua können auf mannigfaltige Art und Weise auf die Rasenfläche gelangen. Da sich die Pflanze in naturnahen Wiesen, Feuchtgebieten, Äckern, wie auch zwischen Rand- und Pflastersteinen ansiedeln kann, sind Heim- / Gartenrasenflächen wie auch Sportanlagen fast schon "umzingelt" und einem ständigen möglichen Befall ausgesetzt. Oftmals erfolgt die Verbreitung der Samen durch Anhaftung an Menschen (z.B. Schuhe, Hose, etc), Tiere (Pfoten, Fell), Vögel (z.B.Federn oder Verdauungsausbreitung), Insekten (oftmals Ameisen) oder durch die Luft an windigen Tagen. Die Poa annua fühlt sich besonders auf stickstoffreichen, schweren Böden wohl, kann sich aber auch auf sandigen Böden ansiedeln.

Poa annua bekämpfen

Weil die Poa annua zur Familie der Rasengräser gehört, lässt sie sich nicht, bzw nicht ausreichend mit einem selektiven Herbizid bekämpfen . Generell lässt sich aber festhalten, dass eine bedarfsgerecht gepflegte, mit Nährstoffen und Wasser versorgte Rasenfläche zu einem hohen Dichtegrad führt und sich eine Etablierung der Poa annua - diese ist ein Lichtkeimer - somit stark einschränken, bis fast gänzlich verhindern lässt.

Bei leichtem Befall (einzelne Nester):

  1. Poa annua Nester mittels Unkrautstecher oder Spaten großzügig ausstechen (aufgrund der kurzen Wurzeln lassen sich diese manchmal auch einfach manuell entfernen)
  2. entstandene Fehlstellen umgehen mit einer schnell wachsenden Nachsaat (Lolium perenne) wie der Nachsaat PS-48 nachsähen

Bei starkem Befall (mehrere unschöne Nester):

  1. komplette Neuanlage (umgraben, Behandlung mit Total-Herbizid, usw) sofern die Poa annua überhand gewonnen hat
  2. gezielte, partielle Ausbringung eines Total-Herbizids (nur erfahrene Anwender)
  3. austrocknen während der warmen und trockenen Monate (empfohlen nur für erfahrene Anwender, hierbei kann die bestehende Rasenfläche in Mitleidenschaft gezogen werden)

Im Heim- und Kleingartenbereich, wo die Scherfestigkeit der Grasnarbe eher eine untergeordnete Rolle spielt, kann bei einem starken, oder auch hartnäckigen Befall mit der nächsten Verwandten, der Poa supina , nach-, bzw übersäht werden. Beide Poa Arten besitzen die gleiche hell- bis mittelgrüne Ausfärbung. Somit lässt sich relativ einfach ein einheitliches Rasenbild erstellen, ohne unschöne Farbabweichungen.

 



Poa trivialis erkennen:

Illustration Poa trivialis

Neben der Poa annua existiert noch eine weitere, sehr bekannte Vertreterin der Ungräser, die die heimischen Rasenflächen befällt; die Poa trivialis. Auch diese Rispe gehört zu den aggressiven Ungräsern, die sich sehr schnell auf Kahl- und Fehlstellen einnisten und die Optik und Beschaffenheit der Grasnarbe negativ beeinflusst. Auffallend ist ihre im Frühjahr hellgrüne Färbung. Später dunkelt sie etwas nach und bildet unschöne "struppige" Horste aus.

Eigenschaften der Poa trivialis

Die Poa trivialis gehört ebenfalls zur Familie der Rispengräser, ist rund um den Globus sehr weit verbreitet und eine ausdauernde, krautige gras- bis gelb-grüne Pflanze, die in der freien Natur Wuchshöhen zwischen 20 bis 80cm erreichen kann. Aufgrund der geringen Wurzeltiefe bildet sie nur locker sitzende Horste, die im Sportbereich eine unerwünschte, nicht ausreichende Scherfestigkeit der Grasnarbe zu Folge hat. Das Unngras bildet oberirdische, beblätterte Ausläufer - sogenannte Stolonen - aus, welche die Rasenfläche stark verfilzen lässt und dadurch die Wasser und Nährstoffaufnahme hemmt. Leicht identifizieren lässt sich die Poa trivialis anhand des rötlichen Blatthäutchen das sich an der Blattscheide bildet. Zur Ansiedlung bevorzugt die Rispe kühle, feuchte nährstoffreiche schwere Böden.

Verbreitung der Poa trivialis

Aufgrund des in der Natur sehr häufigen Auftretens (naheliegende Äcker, befallene Rasenflächen, Wälder, Wiesen) der Poa trivialis , gelangt diese recht schnell und problemlos auf den heimische Rasen / Sportanlage und siedelt sich dort auf Kahlstellen an. Die Verbreitung erfolgt durch das Anhängen der mit Klebzotten ausgestatteten Klettfrüchte an Schuhen von Menschen, Fell, Pfoten, Flügel von Tieren und Vögeln, etc und durch die Bewurzelung nierderliegender Halme. Die Poa trivialis kann sich vegetativ, sprich als "Klon" vermehren. Die Pflanze bevorzugt kühlere, feuchte Lagen und nährstoffreiche schwere Böden.

Poa trivialis bekämpfen

Der Einsatz, beziehungsweise die Bekämpfung der Poa trivialis mittels eines selektiven Rasenherbizids ist nicht möglich , da die Pflanzen zu den Rasengräsern gehört und sich mit der Ausbringung eines Unkrautvernichters nicht ausreichend bis garnicht verdrängen lässt. Nur die Anwendung eines Total-Herbizids (z.B. Glyfosat) mit anschließender Neuanlage der Rasenfläche ermöglicht eine flächendeckende Beseitigung des Ungrases. Als Alternative zur Neuanlage hat sich die mechanische Rasenpflege bewährt. Durch eine bedarfsgerechte Wasser- und Nährstoffversorgung, regelmäßiger Schließung von Kahlstellen mittels einer Nachsaat und der damit einhergehenden Aufrechterhaltung eines hohen Dichtegrads, lässt sich eine Etablierung der Poa trivialis sehr stark einschränken, bis komplett verhindern.

Bei leichtem Befall (einzelne Nester):

  1. Poa trivialis Nester mittels Unkrautstecher oder Spaten großzügig ausstechen, sofern die Pflanze noch jung ist und nur wenige bis keine Stolonen bilden konnte. Werden diese durchtrennt kann es zur "Klonbildung" kommen und die Pflanze breitet sich weiter aus
  2. entstandene Fehlstellen umgehen mit einer schnell wachsenden Nachsaat (Lolium perenne) wie der Nachsaat PS-48 nachsähen

Bei starkem Befall (mehrere Nester auf der Rasenfläche):

  1. wegen der recht kurzen Wurzeln und dem lockeren Sitz auf der Rasenfläche, lässt sich das Ungras mittels "scharfem" und regelmäßigen vertikutieren effektiv vertreiben
  2. komplette Neuanlage (umgraben, Behandlung mit Total-Herbizid, usw) sollte die Poa trivialis sehr stark verbreitet sein
  3. gezielte, partielle Ausbringung eines Total-Herbizids (nur erfahrene Anwender)
  4. die Rispe bevorzugt feuchte und kühle Lagen und lässt sich somit während der warmen Monate austrocknen (empfohlen nur für erfahrene Anwender, hierbei kann die bestehende Rasenfläche in Mitleidenschaft gezogen werden)

 

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